Stormchase USA 2009 - Tag 14 (Index)

15.05.2009: Dickens, TX - Clarendon - Miami - Canadian - Miami - Clarendon - Childress, TX (385 Meilen)



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Das SPC hat für heute wieder ein etwas erhöhtes Unwetter-Risiko herausgegeben. Eine Zone von Zentral-Kansas bis Missouri wird mit einem Moderate Risk versehen. Im Text steht, dass eine Kaltfront aus Norden langsam die feuchte Luft verdrängt, und dass sich diese Front im Westen mit der Dry Line überkreuzen würde. Da wir etwas zu weit vom Moderate Risk entfernt sind, versuchen wir uns heute an dem erwähnten Überschneidepunkt im Norden von Texas. Auf der schönen Fahrt entlang des Cap Rock:



Die Wettermodelle sind ein Bisschen uneinheitlich, was das Theta-E sowie die Auslösung betrifft. Was uns allerdings freudig stimmt, ist die Tatsache, dass wir im Norden von Texas tatsächlich eine kleine Wolkenlinie finden, die sich vom Einheitsblau des sonstigen Himmels unterscheidet:



Sogar etwas mittelhohes Gewölk liegt darüber. Auch die Satbilder zeigen, dass hier wohl irgendwelche Features zusammenkommen, die vielleicht zur Auslösung von Gewittern beitragen können:



Wir gehen in Canadian erstmal eine Pizza essen, nehmen den Laptop mit und sehen, dass das Gewölk nicht weniger wird. Als wir allerdings raus kommen und um die Ecke schauen, erschrecken wir nicht schlecht:



Sofort stellen wir uns auf eine Anhöhe, beginnen zu fotographieren und schalten den Livestream an. Hier im Westen löst es aus:



Dickes Mammatusgewölk schiebt sich über uns:







Das Radar zeigt, dass die Zelle es schafft, und dass sie ziemlich konkurrenzlos in der Landschaft steht (das Teil südlich von Perryton):





Die Leute, die unseren Live-Stream sahen, bekamen es mit: Das Ding wird zu einer klassischen rotierenden Superzelle:



Der Inflow, also der Bodenwind direkt ins Gewitter rein, wird nun so heftig, dass wir nur darauf warten, bis sich erste Wolkenabsenkungen Richtung Erdboden zeigen:



Da gehts los. Die Sicht wird etwas schlechter, die Rotation schneller und der Fraktus beginnt zu tanzen (wir auch):





Die Drehung der gesamten Gewitterbasis kann man auf dieser Bildfolge gut erkennen. Es ist auch zu sehen, wie Wolkenwürste mit horizontaler Drehbewegung ins Gewitter eingesogen und in die Vertikale gekippt werden. Auf den Button "Load Animation" klicken, dann auf "Play".



Wenn die Entwicklungsphasen in dem Tempo weitergehen, wird die Zelle in Kürze "produzieren" - sprich: Es könnte sich ein Tornado bilden:



Und da! Funnel!


(Time 21:48 UTC, Our Pos: N35.62153, W100.86628, Target estimated: N35.625 W100.809)









Der Funnel wird dicker:


(Time 21:49 UTC, Our Pos: N35.62153, W100.86628, Target estimated: N35.625 W100.888)

Tornado! Deutliche Staub-Aufwirbelungen am Boden:


(Time 21:49 UTC, Our Pos: N35.62153, W100.86628, Target estimated: N35.625 W100.888)


(Time 21:49 UTC, Our Pos: N35.62153, W100.86628, Target estimated: N35.625 W100.888)

Auf der anderen Seite der Superzelle krachen zur gleichen Zeit gewaltige Erdblitze:











Video der Blitze mit anschliessendem Schwenk zum sich bildenden Tornado (7MB, DIVX)

Die Blitze entfachen einen Buschbrand. (Etwas sehr Ähnliches hatten wir am 31.5.2007 nahe Guymon schon mal erlebt):





Etwas später erkennen wir erneut einen Tornado unter der rotierenden Wallcloud:


(Time 21:57 UTC, Our Pos: N35.60336, W100.85452, Target estimated: 2 miles to our NW)

Die Bildserie des zweiten Tornados. Was da unter dem Schlauch genau herumwirbelt, ist uns ein Rätsel. Sieht aus wie reingemalt, ist aber echt:



Da zieht er sich wieder hoch:



Aber es kommt noch besser. Die Zelle produziert rund 5 Minuten später wieder einen Tornado! Ja, der Zaun ist im Weg, sind wir uns bewusst, aber es knallen dermassen viele Erdblitze, dass wir uns gerade nicht aus dem Auto trauen:


(Time 22:04 UTC, Our Pos: N35.58273, W100.83236, Target estimated: 2-3 miles to our WNW)


(Time 22:04 UTC, Our Pos: N35.58273, W100.83236, Target estimated: 2-3 miles to our WNW)




(Time 22:04 UTC, Our Pos: N35.58273, W100.83236, Target estimated: 2-3 miles to our WNW)



Bildfolge des dritten Tornados:



Der Inflow ins Gewitter wird schliesslich so heftig, dass nicht nur feuchte Luft sondern auch Staub oder Rauch eingesogen werden und die Sicht vermindern:





Kurze Zeit später zieht ein Regen- und Hagelvorhang um die gesamte Rotation herum und verdeckt zunehmend die Sicht auf das Rotations-Zentrum, wo sich gerade Tornado Nummer Vier zu bilden scheint:


(Time 22:10 UTC, Our Pos: N35.56164, W100.83032, Target estimated: 3 miles to our west)


(Time 22:10 UTC, Our Pos: N35.56164, W100.83032, Target estimated: 3 miles to our west)

Links von dem Weiler:


(Time 22:11 UTC, Our Pos: N35.56164, W100.83032, Target estimated: 3 miles to our west)



Das ganze System wird zum grünen HP-Monster. HP heisst "High Precipitation":



Fertig Tornado beobachtet bei diesem Modus, also etwas weiter weg fahren und das Ding als Gesamt-Kunstwerk geniessen:















Was für eine Struktur (oder Skulptur) am Himmel:









Ein genialer, eigentlich perfekter 5-Sterne-Chasetag ein Stück weit im Südwesten der allgemein erwarteten Action-Zone:









Damage Survey des NWS in Amarillo

Text und Bilder ©2009 Markus Pfister, Mark Vornhusen