Stormchase USA 2010 - Tag 3 (Index)

10.05.2010: Blackwell, OK - Medford - Gilbert - Tonkawa - Fairfax - Red Rock - Blackwell (223 Meilen)


Red diamonds: Preliminary Tornado Reports

Rating:

English summary: High risk for severe weather today! We work hard to get one of those nasty storms and succeed. As we watch the dancing beauties, we suddenly get chased by them instead of being the chasers :-)

Es steht heute ein High Risk für Unwetter auf dem Programm! Im Vorfeld eines kräftigen Kurzwellentrogs sollte es zu einer deutlichen Destabilisierung der Luftmasse über Kansas und Oklahoma kommen, da (hoffentlich) gerade noch rechtzeitig vor dem Durchschwenken des Trogs genügend feuchte Golfluft angezapft wird.

Der Tag beginnt grau und nasskühl mit Nieselregen bei rund 13 Grad:



Wir haben uns gestern am nordwestlichen Ende der voraussichtlichen Action-Zone positioniert. Wir rechnen damit, allfällige Zellen abzufangen, wenn sie von Südwesten mit rund 50 Knoten daherbrettern. Mit einer Aufholjagd irgendwelcher Art rechnen wir bei der hohen Zuggeschwindigkeit der Gewitter nicht. Nach dem Aufstehen analysieren wir lange die Lage und entscheiden uns schliesslich, vor der Inn abzuwarten und auf die sich bildende Dryline im Westen zu achten.

Die Idee ist, den sich bildenden Gewittern eine Stunde zur Reifung zu geben, das heisst, wir müssen abschätzen, wie weit östlich von der Initiation der Zellen wir uns hinstellen und sie passieren lassen wollen. Es soll dann eine nach der anderen von Nord nach Süd abgefangen werden, so viel zur Theorie ;-)

Um 19 UTC zündet es im Vorfeld der sich bildenden Dryline. Wir befinden uns in Blackwell beim kleinen Kreis nordwestlich von Ponca City. Wenn wir die Zellen (grosser Kreis) eine Stunde in der Strömung laufen lassen, dürften sie etwa auf halbe Distanz zu uns gekommen sein (gestrichelter Kreis). Also müssen wir nun nach Westen aufbrechen:



Eine Stunde später sind wir westlich von Medford auf Sicht an einer Zelle dran, die bereits tornadogewarnt ist:



Dann geht alles sehr schnell. Es bildet sich eine rotierende Wallcloud und der Fraktus und die Funnels beginnen zu tanzen:









Schliesslich kommt es wiederholt zu Tornados, die nun plötzlich nicht mehr nach Nordosten, sondern zeitweise genau auf dem Highway nach Osten rasen, auf dem wir stehen. Typische Zugrichtungs-Scherung zwar, aber halt doch immer wieder eine gewisse Überraschung:







Den hier können wir deutlich rauschen hören. Ein eigenartiges Geräusch. Kurz nach diesen Bildern müssen wir ernsthaft abhauen. Das Vorankommen nach Osten wird durch zahlreiche andere Chaser zeitweise behindert:









Video (Kein Zeitraffer! 15MB)

Bei einem zweiten Halt geht es ähnlich. Unsere Livestream-Webcam sieht rasch einen weiteren Tornado fast über uns, weswegen wir erneut nach Osten in die Flucht geschlagen werden:



Während Mark alles gibt, um dem Biest zu entrinnen, versuche ich, sobald weniger Äste durch die Luft wirbeln, auf gut Glück aus dem Autofenster nach hinten zu filmen und erwische unter einem extrem rasch rotierenden Teller teils mehrere auskondensierte Rüssel. Die abgesenkte und rotierende Gewitterbasis verfolgt uns beinahe wie in einem Film!







Etwas hektisches Video (DIVX, 5MB)

Bei unserer Verschiebung nach Osten wird der Verkehr schliesslich so langsam, dass wir, die Zirkulation noch immer im Rücken, die Notbremse ziehen müssen und nach rechts Richtung Süden auf die Mudroad abbiegen. Bereits nach zwei Meilen sind wir komplett aus der Sturmzone raus und der Kontrast zum Updraft fällt zusammen. Es war sicher ein guter Entscheid, denn wir wussten nicht, wie lange diese Zelle uns auf dem Highway noch auf den Fersen sein würde.

Eine weitere Zelle verstärkt sich rund 15 Meilen südlich von uns. Um sie einzuholen, fahren wir auf einem Highway weiter südlich so schnell wie möglich nach Osten. Das Ziel ist, diese neue Zelle nach einer gewissen Zeit auf der Ostseite zu umfahren, damit wir uns vor ihr auf die Richtige Seite stellen können. Wir legen auf der Aufholjagd fast 65 Meilen nach Osten zurück uns schaffen es schliesslich mitten im Osage Indianer Reservat bei Fairfax auf die richtige Seite.



Sofort nähert sich uns der rotierende Teil des Systems an, aber es ist kein Tornado mehr auszumachen. Es sieht so aus, als ob diese Zelle keinen Longtrack-Tornado enthält. Auf der folgenden Animation ist aber die noch immer heftige Rotation sowie der stürmische Inflow zu erkennen:


Text und Bilder ©2010 Markus Pfister, Mark Vornhusen